Ein Kaufmann hatte in Indien einen wunderschönen Papagei erworben. Er liebte das Tier und verbrachte seine ganze Freizeit mit ihm. Mal nahm er den Papagei auf die Schulter, mal auf den Kopf und immer belohnte er ihn mit einem Zuckerstückchen. Der Zucker wurde für den Papagei der Inbegriff der Liehe seines Herrn. Eines Abends waren der Kaufmann und der Papagei allein im Hause. Der Kaufmann sagte: ,,Mein Liebster, es ist spät, und ich hin müde. Da heute Abend niemand außer uns im Haus ist, ist es nicht ratsam, dass wir beide schlafen. Wir sind hier nicht sicher also achte auf das Haus, als wärest du ein Wachmann..”
Der Papagei war ganz Ohr und stellte sich vom Kopf bis zur Schwanzfeder auf seine Aufgabe ein. Bald darauf fiel der Kaufmann in wohligen Schlaf, und das Haus lag in tiefer Ruhe. Plötzlich schlug ein Wurfhaken über die Mauer und an einem Seil zog sich behände ein Einbrecher hoch. Auf leisen Sohlen drang er ins Haus ein. Alles, was er sah, packte er in Säcke und Beutel, außer dem Zuckersack, der seinen Blicken entging. Schließlich blieb nur das leere Haus mit dem gefiederten Wachtmeister dem Zuckersack und dem schlafenden Kaufmann übrig.
Am nächsten Morgen, als der Kaufmann aufwachte, sah er um sich herum gähnende Leere. Kein Teppich bedeckte mehr den Boden oder die Wände. Vergeblich suchte er in den leeren Räumen. ,,All mein Hab und Gut hat sich aufgelöst wie Rauch im Wind. Das Haus ist leer wie mein Handteller. Wo sind die Seiden Teppiche?“, stöhnte der Kaufmann ,,Sei beruhigt“, antwortete der Papagei, ,,der Zuckersack ist noch da!“ ,,Wo sind die Juwelen?“ ,,Rege dich nicht auf der Zuckersack ist noch da!“ ,,Wo sind die Kostbarkeiten, an denen sich meine Seele erfreute?“ ,,Sei still, der Zuckersack ist noch da.“ ,,Wer war in der Nacht in unserem Haus?“, fragte verzweifelt der Kaufmann. ,,Ein Mann kam, aber es dauerte nicht lange, dann ging er wieder seines Weges erwiderte der Papagei. ,,Glaube mir“, beteuerte er ,,nicht ein Zuckerkörnchen ist abhanden gekommen. Alles, was du mir gesagt hast, habe ich beherzigt. Die ganze Nacht habe ich den Zuckersack nicht aus den Augen gelassen. Für uns ist doch der Zucker das Wertvollste, mein Herr! Wie soll ich wissen, was für die wertvoll ist!
Nach P. Etassami‘ persische Dichterin
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